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DIE KRISE ALS CHANCE - Welt

Die Welt befindet sich im Ausnahmezustand und wir alle damit.

Auch die Schweiz ist seit gestern im sogenannten Lockdown – offen ist nur noch, was zur Aufrechterhaltung der Gesellschaft beiträgt. Wir alle, ob uns die Zahlen der Ansteckungen nun erschrecken oder wir das Ganze hinterfragen, müssen gerade lernen mit der neuen Situation umzugehen. Mit der Ungewissheit und bei vielen wohl auch mit der Angst vor dem, was noch kommt.

Auch wir mussten alle unsere noch anstehenden Vorträge annullieren und haben finanzielle Einbußen. Wir verstehen also, wenn nebst der Angst vor dem neuartigen Virus auch noch Existenzängste hinzukommen. Aber wir glauben auch, dass die aller, aller meisten von uns auf der anderen Seite der Krise gestärkt herauskommen werden. Warum?

Das Wort Krise stammt vom altgriechischen krínein ab, was so viel heißt wie «trennen» oder «unterscheiden». Die Krise unterscheidet also unser Leben in ein vorher und danach. Wir sind also nicht nur in einer Krise, sondern positiv ausgedrückt an einem Wendepunkt. Ein Wendepunkt, der sich im Moment ziemlich verschissen anfühlt, aber eben auch einiges aufzeigt.

Zum Beispiel, dass wir alle im gleichen Boot sitzen.

Damit meinen wir die gesamte Welt. Auch wenn wir uns oft gerne von den anderen abheben oder das Gefühl haben wir als Nation seien besser als die anderen. Erst dachten wir noch Dinge wie «Ja natürlich passiert das den Chinesen, ist ja klar! Bei uns hat man alles besser im Griff.» Nun lernt und dieser primitive Virus gerade, dass egal ob Tom Hanks, die Frau des kanadischen Premierministers oder die Grossmutter von nebenan, egal ob Chinesen, Italiener oder Schweizer: Wir sitzen alle im gleichen Boot. Das Virus, die Natur, macht keinen Unterschied. Und: Wir sind alle viel mehr miteinander verbunden, als es uns vielleicht lieb ist. 

Wir glauben auch, dass es eine wichtige Erfahrung ist, wenn auch wir Europäer in andere Länder nicht mehr einfach so einreisen dürfen. Wenn auch für uns Grenzen plötzlich zu sind und wir spüren was es heißt wenn die Freiheit eingeschränkt ist. Vor solchen und schlimmeren Herausforderungen stehen viele Menschen in ihrem ganz normalen Alltag. Oder auf der Flucht. Wir hoffen, dies für einmal am eigenen Leib zu spüren, hilft mit, dass wir alle künftig mit mehr Empathie und Verständnis füreinander herumlaufen.

Wir erleben gerade recht nahe was es heißt verletzlich und schließlich auch sterblich zu sein.

Kein einfaches Thema. Aber eines, welches uns vielleicht dazu durchringen lässt darüber nachzudenken, wie wir unser Leben tatsächlich leben wollen. Wenn man sich bewusst ist, dass es irgendwann zu spät sein kann, ist man eher bereit, eine Veränderung auch tatsächlich durchzuziehen. 

Wir hatten dieses Erlebnis vor drei Jahren in Form eines Falschfahrer-Unfalls. Innert Sekunden war unser Leben aus den Fugen und total anders. Und ja: Wir realisierten, dass es auch hätte vorbei sein können. Dieses Erlebnis ließ uns noch stärker an unserem Traum festhalten und von da an unser Leben jeden Tag mit Dankbarkeit und Wertschätzung zu leben. Wir spürten regelrecht, welcher Weg und welche Werte uns wichtig sind und wohin wir mit viel Lebensfreude und Lust jeden Tag gehen wollen. Und ja, dass das Leben tatsächlich zu kurz ist, um es mit Dingen und Menschen zu füllen, die einem nicht glücklich machen. Zudem sehen wir heute mehr den je die Wunder in den kleinen Dingen und sind dankbar dafür, gesund zu sein. Eine Dankbarkeit und eine Wertschätzung für unsere Gesundheit, die wir im hektischen Alltag oft vergessen. Und wir sind uns bewusst geworden, dass im Alltag glücklich zu sein extrem wichtig ist. 

Nun stellt Euch vor: Ein Großteil der Gesellschaft realisiert in dieser Krise, die uns unsere Verletzlichkeit so klar aufzeigt, was sie tatsächlich glücklich macht und was nicht? Welche Menschen ihnen viel Bedeuten und welche eher nicht mehr? Aus welchen Hamsterrädern sie sich befreien sollten und in welche neue Herausforderungen sie liebend gerne reinspringen möchten?

So gesehen ist die momentane Zeit ein Geschenk für unsere Welt! 

Und dies meinen wir nicht zynisch. Ja, es ist eine komische und tragische Zeit. Die Situation ist sehr schlimm für alle die Menschen, die erkrankt sind, die sich in den Risikogruppen befinden, für alle die Familienmitglieder verlieren und das medizinische Personal, welches darum kämpft, dass möglichst viele das Virus gut überstehen. Und auch für diejenigen, die finanzielle Schäden erleben. Aber wenn ein Grossteil derer, die gesund durch die Coronoa-Krise kommen in Zukunft ihr Leben so gestalten, dass sie künftig wirklich glücklich sind, haben wir plötzlich eine Gesellschaft mit viel weniger schlecht gelaunten, unglücklichen und kranken Menschen. Sind mehr Menschen zufrieden mit sich und ihrem Leben gibt es mehr positive Energie auch im Austausch miteinander und es entsteht noch mehr Zufriedenheit … 

Im Beruf lernen viele von uns gerade, dass weniger Arbeit, eben auch weniger Stress bedeutet und dies wiederum heißt mehr Zeit für sich und seine Projekte und die Familie zu haben. Davon ausgenommen sind natürlich die Menschen, die unser Gesundheitssystem und die Versorgung mit Lebensmitteln aufrecht erhalten und noch einige Wochen bis zur Erschöpfung und in der realen Gefahrenzone arbeiten werden. 

Danke, Danke, Danke Euch! Ihr seid allesamt Helden! 

Die Situation jetzt ist für uns anderen dennoch eine Chance, dass wir als Gesellschaft den Weg zu einer neuen und gesünderen Art und Weise wie gearbeitet wird schneller einschlagen zum Beispiel. Allgemein zeigt sich überall plötzlich mehr Kreativität, Improvisationstalent und vor allem auch das Veränderung möglich ist. Und ja sogar die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens bekommt angesichts der realen Aussichten, dass viele Menschen ohne Einkommen da stehen werden eine ganz neue Bedeutung. 

Wir erleben vielleicht auch, dass weniger zu arbeiten, nicht immer schneller, höher, weiter zu kommen, nicht so sehr schadet. Es geht nämlich in der heutigen Zeit meist unbemerkt noch eine andere Pandemie um: 40% der Arbeitnehmer leiden an mittel bis schweren Burn-Outs und jährlich kommt es wegen Burn-Out weltweit zu bis zu 120000 Toten. Mit solchen Zahlen vor Augen kann man nur sagen: Geniesst es, wenn ihr Kurzarbeit habt oder derzeit nicht mehr wirklich zur Arbeit könnt. Nutzt die gewonnene Zeit zu Hause für Familie und Projekte, die ihr schon lange Mal machen wolltet und und sonst nie die Zeit dafür findet! 

Auch beim Thema Freizeitbeschäftigung lernen wir, dass weniger mehr sein kann. Weniger Beschallung, weniger Belustigung, weniger Ablenkung. Was bleibt, sind wir mit uns und der Natur. Weil genau das können wir noch tun: Raus in die Natur und Social Distancing da ausüben, wo es am besten geht: in der Einsamkeit. Und am besten sind wir dann auch für eine Weile ohne Internet empfang. Denn regelmäßiges «Media Distancing» kann ebenso helfen sich besser zu fühlen und wirklich abzuschalten. Alleine draussen in der Natur zu sein tut so gut und bringt einige Gedankengänge in Gang, die wir sonst gerne beiseite schieben. 

Und manchmal kommt uns diese neue Realität auch einwenig so vor, wie ein gesellschaftliches Vanlife-Experiment. Alle müssen nun für ein paar Wochen etwas langsamer leben, bewusstere Entscheide treffen und auf engen Raum zusammen leben lernen. In der Hektik, die normalerweise tobt, tut es doch vielleicht auch gut einfach mal einen Gang zurückschalten zu müssen.

Normalerweise gehen wir davon aus, dass wir immer wissen, was morgen ist. Das wir die «Kontrolle» darüber haben was passiert. Eine Kontrolle, die uns Sicherheit gibt. Mit dem, was momentan alles um uns herum geschieht, lernen wir, dass es diese Sicherheit, diese Kontrolle eben einfach nicht gibt. 

Wir erzählen davon auch in unserem Vortrag, dort bezogen auf unseren Unfall, wo wir hautnah erlebten, was es heißt, wenn die Lebensrealität von einem Tag auf den anderen total verändert ist. Derzeit erleben wir dies alle in unterschiedlichsten Ausprägungen. Wir können uns in solchen Situationen wie jetzt verkriechen vor der schrecklichen Welt da draußen und in unserm Kopfkino die grässlichsten Dinge abspielen lassen und alles nur noch negativ sehen. Oder wir lernen diese Erfahrung anzunehmen und uns außerhalb unserer Komfortzone zu bewegen. Wir lernen, auf dem Seil zu tanzen und uns auch da langsam wieder wohl zu fühlen, auch weil wir so nahe am Abgrund spüren, was uns wirklich wichtig ist. Nämlich das Leben danach. 

Wir können die aktuelle Situation als Bürde, Belastung und verdammt unfaire Schei*** betrachten oder sie als Herausforderung annehmen und daran wachsen. Wer sich bewusst ist, dass wir diese Sicherheit, diese Kontrolle eben nicht wirklich haben, sondern sie nur eine Illusion ist, der wird bei der nächsten Planänderung, und die wird bestimmt bald kommen, sagen: Okay! Es ist wieder mal soweit und wie machen wir weiter? Was kann ich aus der aktuellen Situation lernen? Wer immer alles unter Kontrolle haben will, wird hingegen an der Situation sehr schnell zerbrechen. 

Wir wünschen Euch allen genügend Vertrauen darin, dass schon alles irgendwie gut kommt und es irgendwann irgendwie einen Sinn für alles gibt und den Mut sich auf den Steiltanz einzulassen. 

Wir sind dem, was auf uns zukommt im Übrigen nicht einfach nur ausgeliefert, sondern können uns immer dazu entscheiden, wie wir mit einer Situation umgehen. Regen wir uns auf über all die «rücksichtslosen Idioten», die Hamsterkäufe tätigen oder sehen wir in ihnen Menschen, die einfach nur aus Angst handeln? Menschen, die ganz bestimmten einen anderen Erfahrungsrucksack mit sich herumtragen als wir. Wer sie wirklich sind, spielt keine Rolle, sondern wie wir darauf reagieren, weil der Ärger, der bleibt im Endeffekt bei uns und schadet unseren Nerven und unserem eigenen Immunsystem viel mehr, als wenn wir versuchen, unsere Mitmenschen mehr Mitgefühl entgegenzubringen. 

Genau das gleiche mit den Entscheiden der Regierungen: Machen sie alles falsch und reagieren sie zu spät diese Trottel? Oder sehen wir Menschen, die einfach nur das momentan nach aktuellem Wissensstand, Bestmögliche tun, um uns alle gut auf die andere Seite zu bringen? 

If you can be anything – be kind. 

Veränderung ist immer Teil unserer Welt. Nichts bleibt so, wie es derzeit ist. Wir werden irgendwann die Corona-Zeit hinter uns haben und vielleicht mit mehr Menschlichkeit, Bewusstsein dafür was wir wirklich brauchen, Solidarität und Achtsamkeit gegenüber einander auf der anderen Seite wieder auftauchen. Ja, vielleicht erleben wir einfach gerade eine Zeit in der diese Werte wieder wichtiger werden als der Wert des Geldes. All die Solidarität, die sich von Tag zu Tag überall mehr zeigt, stimmt durchaus hoffnungsvoll. 

Wir lernen zusammen zu stehen, in Zeiten, in denen jeder alleine sein muss. 

Wie stark werden wir dann erst sein, wenn wir wieder gemeinsam unterwegs sein können?

Weil ja, irgendwann wird alles wieder normal und wir werden wieder zusammensitzen und über das, was heute passiert Geschichten erzählen, die unter anderem sicher auch von Klopapier handeln werden.

Bleibt gesund, bleibt bei Euch und bleibt so positiv wie möglich! 

Martina & Dylan 

 

PS: Fällt Euch trotzdem die Decke auf den Kopf so schreibt uns, wir sind gerne auch im persönlichen Austausch da.

 

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